Freie Universität Berlin: Proseminar „Zwischen virtueller Realität und globaler Kommunikation. Politische Dimensionen der Informatisierung“

Zwischen virtueller Realität und globaler Kommunikation
Sommersemester 1996
Petra Schaper-Rinkel / Arend Wellmann

Internet, Datenautobahn, virtuelle Realität, Cyberspace und Künstliche Intelligenz sind populäre Begriffe geworden. Ziel des Seminars ist es, die unterschiedlichen Dimensionen der Veränderung durch diese ‚Informatisierung‘ zu untersuchen.
Was ist machbar und welche Leitbilder bestimmen die weitere Entwicklung und die Zukunftsvisionen der ‚Informationsgesellschaft‘?
Die neuen Kommunikationsformen im Internet führen zu sozialen Beziehungen, in denen sich ‚Nähe‘ nicht auf die räumliche oder zeitliche Entfernung bezieht, sondern auf die Zahl und Intensität der Beziehungen, die eine/n mit anderen verbinden. Soziale Beziehungen in den elektronischen Gemeinschaften des ‚Kulturraum Internet‘ konstituieren sich über eigene symbolische Formen und haben spezifische Verhaltensregeln. In dieser Cyber-Vergesellschaftung werden darüberhinaus eigene Politikformen entwickelt.
Im Zuge der weiteren Kommerzialisierung ‚des Netzes‘ wird erwartet, daß auf virtuellen Märkten mit Cybergeld bezahlt wird und eine Vielzahl von Dienstleistungen über das Netz angeboten werden. Die Machtstrukturen im Netz wandeln sich im Zuge der Kommerzialisierung und werfen die Frage nach der politischen Regulierung bzw. der ‚Marktregulierung‘ im Netz auf.
Die euphorischen Visionen in Bezug auf die globale Kommunikation ignorieren vielfach die Macht- und Herrschaftsbeziehungen zwischen ‚Erster Welt‘ und ‚Dritter Welt‘ sowie die ökonomischen Interessen transnationaler Konzerne. Die gobale Vernetzung verändert die internationale Arbeitsteilung und führt zu einer Globalisierung von Dienstleistungen, aber auch von ExpertInnenwissen.
In dem Seminar sollen die verschiedenen Dimensionen – philosophisch, soziologisch, ökonomisch – diskutiert werden und auf ihre politischen Implikationen untersucht werden.