Das Internet der Dinge: Wie leben wir in der vernetzten Zukunft? (blogbeitrag)

Blogbeitrag Webggrls Berlin

Petra Schaper Rinkel

Wie wird das Web.X.0 aussehen? Die vernetzte Welt der Zukunft wird in Seoul vom Ministry of Information and Communication zusammen mit bekannten koreanischen Technologieunternehmen wie Samsung und LG ausgestellt.

Ubiquitous Dream Hall: Internet der Dinge in Südkorea

Ubiquitous Dream Hall heißt das Ausstellungszentrum in Downtown Seoul. Hier wird der aus Zukunftsszenarien lange bekannte Kühlschrank der Zukunft gezeigt, der mit einer Supermarktkette verbunden ist. In den früheren Szenarien sollte der Kühlschrank selbsttätig die ausgegangene Milch nachbestellen, der koreanische Kühlschrank der Zukunft hat zusätzlich noch einen Touchscreen mit dem wir schnell googeln können, was für ein Menü sich aus dem Inhalt des Kühlschranks zaubern ließe und welche Zutaten dazu noch zu bestellen sind. Schnell auf die Zutaten geklickt, noch einige Weine und das Frühstück für den nächsten morgen zusammengestellt und eine halbe Stunde später steht schon der Supermarkt-Bote mit der Lieferung vor der Tür. Zur Tür muss niemand mehr gehen, denn in jedem Zimmer der Wohnung befindet sich ein Bildschirm, auf dem sich gleich ein Pop-up-Fenster öffnet, wenn jemand klingelt. Das Bild der Kamera am Eingang zeigt den Supermarkt-Boten, wir öffnen die Tür mit einem Klick und der Bote bestückt den Kühlschrank.

Haben wir uns zwischenzeitlich entschlossen, doch ins Restaurant zu gehen, so ist der Tisch im Restaurant der Zukunft übrigens auch ein Touchscreen, so dass sich das Essen per Klick auswählen lässt und vielleicht von einem Roboter serviert wird. Zurück aus dem Restaurant, ist der Kühlschrank gefüllt, denn der Bote konnte aus der Ferne via Handy in die Wohnung gelassen werden. Sollte er schmutzige Schuhe angehabt haben, so würden wir dies nicht merken, denn während unserer Abwesenheit hat der Putzroboter seine Runden gedreht und jeglichen Dreck beseitigt. Der gesundheitsbewußte Mensch der Zukunft wird vor dem Schlafengehen noch daran denken, die für seinen Gesundheitszustand relevanten Daten – zum Beispiel Zuckerwerte – erheben zu lassen und diese mit dem an die entsprechenden Diagnosegeräte angeschlossenen Handy an den Server seiner Arztpraxis übertragen zu lassen.

Wem gehört die Zukunft?

Auf die Frage, ob diese Welt der Zukunft eigentlich auf Szenarien beruht, wie die KoreanInnen leben wollen, oder ob es sich um reine Industrieträume handelt, antwortet die Zukunftsführerin, es würde die Koreaner auszeichnen, dass sie jede Technologie sehr schnell annehmen.

Bei aller Zukunft der technischen Gadgets folgt das Konzept der Darstellung der Zukunft einem alten Konzept, dem des Public Understanding of Science and Technology, bei dem die BürgerInnen und KonsumentInnen möglichst verständlich vermittelt bekommen, was technisch auf sie zukommen wird. Das später entwickelte Gegenkonzept heißt Public Engagement in Science and Technology – und würde zeigen, dass die Zukunft nicht determiniert ist, sondern durch diejenigen bestimmt werden kann (oder könnte), die in ihr leben. In Korea scheint die Zukunft ausschließlich von der Industrie bestimmt zu sein, ob diese Rechnung allerdings aufgeht, ist ungewiss.

Alle Technologien, die in der Dream Hall ausgestellt werden, sind schon auf dem Markt. Aber im Alltag von Seoul sind sie nicht unbedingt zu finden. Weder in den allgegenwärtigen US-amerikanischen Kaffeehausketten noch in koreanischen Restaurants sieht man Touchscreens in den Tischen, öffentliches WLAN ist schwerer zu finden als in Berlin oder New York und in dem Vier-Sterne-Hotel, in dem mich das Koreanische Institut für die Entwicklung der Informationsgesellschaft untergebracht hatte,  kostete ein Tag WLAN-Nutzung fünfundzwanzig Dollar, die Minibar war nicht vernetzt, die Bar im 20. Stockwerk hatte Karaoke aber keine Touchscreens und im Restaurant musste niemand sein Essen zusammenklicken, sondern konnte auf die Zutaten zeigen und dem Koch zugucken, wie er daraus eine koreanische Suppe kochte.

Das Europäische Internet der Dinge

Eine Europäische Ubiquitous Dream Hall gibt es noch nicht. Dass sie anders aussehen würde, als die koreanische ist allerdings zweifelhaft. Die Europäische Kommission hat jüngst alle wichtigen Akteure eingeladen, ihre Meinung zur Zukunft des Internet der Dinge bis Ende November 2008 kundzutun. Sie fragt nicht danach, wie das Internet der Dinge im Alltag der Zukunft aussehen soll, sie fragt auch nicht danach, wie das Internet der Dinge möglichst entwicklungsoffen mit allen möglichen technischen Übertragungsstandards der Zukunft zu gestalten ist. Stattdessen hat sie eine Technik ausgesucht, nämlich die umstrittenen RFID-Chips, und um diese Technik herum soll nun das Internet der Dinge entstehen. Oder will die Europäische Politik vielleicht die Zukunft des Internets der Dinge subversiv verhindern?