Science Center. Studie im Auftrag des BMBF (2001)


Petra Schaper-Rinkel, Susanne Giesecke, Daniel Bieber (2001). Science Center. Studie im Auftrag des BMBF, Teltow

Zusammenfassung:
Science Center präsentieren naturwissenschaftliche Phänomene anhand von Experimenten und regen über Hands-on-Exponate dazu an, aktiv zu experimentieren. Im Rahmen von Public Understanding of Science (PUS) sind sie ein Instrument, um das Interesse an Naturwissenschaften und Technik zu fördern.
In der Bundesrepublik wie auch in anderen Ländern können drei Kategorien von Science
Centern unterschieden werden:

  • Zum einen werden Science Center gegründet, die sich eng an das „Original“ in San Francisco anlehnen und physikalische Experimente pur anbieten.
    • Zum zweiten werden Science-Center-Elemente und -Konzepte in bestehende technik- und wissenschaftsorientierte Museen integriert.
    • Die dritte Tendenz besteht darin, Science-Center-Elemente und erlebnisdramaturgische Inszenierungen von Wissenschaft und Technik zu verbinden.>

Neben diesen auf Dauer angelegten Institutionen greifen auch temporäre Ausstellungen und Science Festivals auf interaktive Elemente zurück.
Die aktuellen Planungen zu neuen Science Centern, die sich überwiegend in einem frühen Stadium befinden, entwickeln sich im Grenzbereich zwischen Science Centern und verwandten Initiativen des Public Understanding of Science und versuchen, über den klassischen Science-Center-Ansatz hinauszugehen.
Die deutschen und die internationalen Erfahrungen zeigen, dass Science Center eine tragfähige Einbindung und einen starken Rückhalt in regionalen Netzwerken brauchen, um erfolgreich zu sein. Das Fehlen der regionalen Einbindung ist auch ein Grund, weshalb die Initiativen für ein bundesweites Forum für Wissenschaft und Technik in Form eines Science Centers (als Nachnutzung des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung) scheiterten.
Science Center können in der Regel nicht ohne dauerhafte öffentliche Zuschüsse oder Startinvestition auskommen. Selbst kleinere Initiativen, die sich weitestgehend selbst tragen, sind oft darauf angewiesen, Gebäude kostenlos bzw. zu sehr geringen Mieten zu nutzen. Auch Science Center, die sich im Planungsstadium befinden, kalkulieren eine öffentliche Förderungen mit ein. Die Investitionskosten für ein Science Center, das für mehr als 100.000 Besucher im Jahr konzipiert ist, betragen zwischen 60 und 80 Millionen DM, die laufenden Kosten werden auf mindestens 7 Millionen DM jährlich beziffert. Allerdings ist ein hohes Investitionsvolumen nicht automatisch gleichbedeutend mit einer hohen Besucherzahl und –zufriedenheit; diese sind letztlich abhängig von der erfolgreichen Umsetzung eines tragfähigen Konzepts.
Obwohl Science Center und Technikmuseen das gemeinsame Ziel haben, Wissenschaft und Technik informativ und lebensnah zu präsentieren, ist statt einer konstruktiven Zusammenarbeit noch vielfach eine wechselseitige Abgrenzung festzustellen. In einem positiven Zukunftsszenario werden Museen verstärkt interaktive Science-Center-Ansätze integrieren und neue Science Center werden stärker die ökonomische, soziale und kulturelle Dimension von Naturwissenschaft und Technik berücksichtigen.
Politischer Handlungsbedarf besteht vor allem in der Vernetzung der Science Center, Initiativen, Museen und anderer Aktivitäten im Bereich von Public Understanding of Science. Hierzu bieten sich zwei Strategien an:
1. Über eine Projektförderung können innovative Initiativen gefördert werden. Ziel ist die Vernetzung von Konzepten und Akteuren für die Entwicklung wegweisender Ausstellungskonzepte und deren Realisierung.
2. Über die virtuelle Vernetzung in Form eines zentralen WWW-Portals werden Science Center und weitere Aktivitäten erschlossen. Dies kann außerdem die Motivation zum Besuch eines realen Science Centers fördern.
Die Vernetzung der Science Center untereinander auf beiden Ebenen, der realen und der virtuellen, ermöglicht z.B. die Nutzung und Weiterentwicklung von Hintergrundmaterial zu den Experimenten. Diese Vernetzung kann neue Projekte initiieren und gleichzeitig eine Option zur Gestaltung wissenschafts- und bildungspolitisch aktueller Themen sein, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten.