Wissenschaftskommunikation für die Gestaltung von Zukunft (Vortrag, 17. November 2009, SciCom09, Wien)

Vortrag auf der internationalen Fachtagung SciCom09: Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaftskommunikation“, Wien, 16./17.November 2009

Abstract: Wissenschaftskommunikation ist zentral für transdisziplinäre Ansätze zur Gestaltung von Zukunft. Sowohl für gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel als auch für Zukunftstechnologien wie die Nanotechnologie lassen sich retrospektiv frühe ‚Schwache Signale‘ (weak signals) in wissenschaftlichen Diskursen aufzeigen, die auf potentielle zukünftige Veränderungen verweisen. Zwischen dem Erscheinen von ersten wissenschaftlichen Indizien zukünftigen Wandels und der öffentlichen Wahrnehmung von Zukunftstechnologien oder zukünftigen Problemen finden Prozesse der Wissenschaftskommunikation statt, die einzelne wissenschaftliche Indizien und Konzepte verbinden, verdichten und gesellschaftlich kontextualisieren.
In dem Beitrag geht es retrospektiv und prospektiv um Wissenschaftskommunikation für die Gestaltung von Zukunft: Retrospektiv wird für das Forschungsfeld der Nanotechnologie dargestellt, welche Bedeutung verschiedene Formen der Wissenschaftskommunikation in der Konstituierung des Forschungsfeldes Nanotechnologie hatten. Dabei wird insbesondere ein Bereich analysiert, der oft unterbelichtet bleibt: Dargestellt werden die Formen von Wissenschaftskommunikation im Vorfeld von großen Forschungsförderprogrammen, die der Konstituierung von heterogenen Akteursnetzwerken dienen und die mit der Kontexualisierung und Verbindung von Ergebnissen unterschiedlicher Disziplinen die Grundlagen für eine breitere Wissenschaftskommunikation schaffen.
Prospektiv wird darauf aufbauend vorgestellt, welche Bedeutung Wissenschaftskommunikation für die Identifizierung von Weak Signals in einem möglichst frühen Stadium haben kann. Im Kontext von Zukunftsforschung und Foresight-Prozessen geht es darum, möglichst früh Signale und Indizien potentiellen zukünftigen Wandels zu identifizieren, sichtbar zu machen, zu kontextualisieren und in politische (Entscheidungs-)Prozesse einzuspeisen. In partizipativen Foresight-Prozessen und Szenario-Prozessen sind unterschiedliche Akteure involviert, die auf der Grundlage von Wissenschaftskommunikation agieren, aber zugleich auch eine Form von Wissenschaftskommunikation betreiben, die wissenschaftliches Wissen spezifisch unter dem Aspekt der Relevanz hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen fokussiert. Weak signals sind somit ‚Boundary Objects‘ – konzeptionelle Artefakte der Wissenschaftskommunikation, die zwischen Wissenschaft und Zukunftsgestaltung, zwischen Gegenwart und Zukunft vermitteln. Sie sind Artefakte der Wissenschaftskommunikation, die die Grundlage für die Gestaltung von Zukunft bilden.

Bericht zur SciCom09 im FWF Info – Das Magazin des Wissenschaftsfonds