Hauptseminar Wissenschaftstheorie: “Was die Welt im Innersten zusammenhält.” – Gesellschaftstheoretische Entwürfe im 20. Jahrhundert

WS 1999/2000
Universität Innsbruck
Hauptseminar Wissenschaftstheorie: “Was die Welt im Innersten zusammenhält.” – Gesellschaftstheoretische Entwürfe im 20. Jahrhundert
603.020, PS 2 Zuordnung: I, 1.2.3 Vertiefung

Inhalte:
Die Formen, gesellschaftliche Verhältnisse zu denken, zu analysieren und abzubilden, haben sich in diesem Jahrhundert vervielfacht. Mit dem rasanten und vielgestaltigen Wandel der Lebensverhältnisse vervielfältigen sich die sozialwissenschaftlichen Gesellschaftsbegriffe und -theorien, die den Anspruch erheben, entscheidende Aspekte dieser Veränderungen und der ihnen zugrunde liegenden Dynamik sichtbar und faßbar zu machen. Die Begriffsangebote von A wie Arbeitsgesellschaft bis W wie Wissensgesellschaft und die Theorieangebote von A – Z lassen sich bei aller Ausdifferenzierung jedoch wenigen gesellschafts- und wissenschaftstheoretischen Grundströmungen bzw. Paradigmen zuordnen, die die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts bestimmen:
– Die empirisch-analytischen Ansätze, die sich um den Kritischen Rationalismus und die Systemtheorie gruppieren;
– die kritisch-historischen Ansätze, die auf dem Marxismus – insbesondere in der Spielart der Kritischen Theorie – beruhen;
– sowie die neuen Ansätze, die sich auf Poststrukturalismus, Postmoderne und Dekonstruktion beziehen.

Vorgangsweise:
Im ersten Teil des Seminars werden anhand ausgewählter Texte die Prämissen und die methodologischen Grundannahmen der drei Strömungen untersucht.
Im zweiten Teil sollen daran anknüpfend aktuelle sozialwissenschaftliche Gesellschaftsbegriff auf ihre Prämissen und wissenschaftsmethodischen Vorannahmen hin untersucht. Analysiert wird, was die verschiedenen Prämissen und die jeweiligen methodischen Herangehensweisen der unterschiedlichen Strömungen für die konkrete Analyse der Herrschaftsverhältnisse bedeuten. Hier werden die verschiedenen Paradigmen und die auf ihnen beruhenden neuen Theorieangebote daraufhin gelesen, wie sich mit ihnen die Konstruktion, die Produktion und die Reproduktion von hierarchisch angeordneten Klassen, Geschlechtern und Rassen sichtbar machen lassen.