Schaper-Rinkel, P. (2014), Zukunftsszenarien als Governance-Instrument. Von Technikzukünften zu politischen Zukünften, Keynote auf der Frühjahrstagung 2014 der DGS-Sektion Wissenschafts- und Technikforschung, „Die Bedeutung technischer Zukunftsvorstellungen für die Entwicklung, Einführung und Bewertung neuer Technologien“, Universität Duisburg-Essen, 22.-23.5.14 (key note)
Abstract: Zukunftsszenarien sind zu einem Instrument von Soft Governance geworden. In der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik werden Zukunftsszenarien genutzt, um politikfeld-übergreifend nationalstaatliche, europäische und globale Ansprüche an zukünftige Technologien zu artikulieren und zu koordinieren. Als Governance Instrument sind sie nicht nur ein Instrument von staatlichen Institutionen, sondern ebenfalls ein Instrument von Stakeholdern, ihre Zukunftsvorstellungen sichtbar zu machen und die entscheidenden Faktoren für eine bestimmte Entwicklung zu auf die jeweilige Agenda zu bringen.
Allerdings lässt sich auch feststellen, dass aktuell nicht mehr unbedingt Technologien im Zentrum von technologiepolitischen Zukunftsvorstellungen stehen. Die umfassende Förderung der Nanotechnologie sowohl in den USA als auch in Europa war vor mehr als fünfzehn Jahren mit Zukunftsentwürfen einer postindustriellen Revolution verbunden, in der Wachstum, Wohlstand und ökologische Nachhaltigkeit für alle dank technologischer Durchbrüche versprochen wurde. Aktuell gewinnen im politischen Raum generische Konzepte an Bedeutung, die zu antizipieren versuchen, wie sich das Zusammenspiel von technischen Innovationen und sozialen Innovationen orchestrieren lässt. Zukunftstechnologien sind dabei Bestandteil von politischen Zukunftsszenarien, die die ‚großen Herausforderungen Europas‘ (Grand Challenges) adressieren. Mit ‚vorausschauenden Aktivitäten‘ (Foresight /Forward looking activities) und Konzepten wie einer ‚verantwortungsvollen Forschung und Innovation‘ (Responsible Research and Innovation) wird der Prozess der Technik-Einbettung explizit zu einem Gegenstand von Technik-Governance.
Einen Überblick über den Workshop gibt Knud Böhle von ITAS in TATuP – Zeitschrift des ITAS zur Technikfolgenabschätzung